Foto: Sandsack Fotografie

Nicole Noller & Natalie Stanczak

Kategorie: Frauen

Wir haben im ersten Lockdown eine einzigartige ehrliche und authentische Plattform für Mütter (und alle die sich in einer Mutter ähnlichen Rolle wiederfinden) geschaffen. Wir stellen auf Instagram je 3 Fragen (Was ist deine größte Herausforderung? / Was ist dein größter Abfuck? / Was würde dir helfen?) und machen somit durch die Masse der Teilnehmenden strukturelle Ungleichheit, unbezahlte Care-Arbeit und Ungleichheit von Fintas* mit Kindern sichtbar. Durch individuelles Storytelling versuchen wir strukturelle Ungleichheit sicht- und greifbarer zu machen. Dabei steht Faces of Moms für intersektionalen Feminismus und möchte so viele Lebensrealitäten und Diskriminierungsformen wie möglich abbilden.

Wir konnten bisher weitreichende mediale Aufmerksamkeit gewinnen, haben ein Buch und einen Podcast veröffentlicht. Wir möchten den Diskurs auf eine breitere gesellschaftliche Ebene heben. Deshalb setzen wir auch Podiumsdiskussionen und Fotoausstellungen in verschiedenen Städten um. Im Fokus steht immer ein niederschwelliger Zugang zu unseren Aktionen und einfache ehrliche Sprache, denn wir möchten die ganze Gesellschaft erreichen. Nur, wenn der Status Quo gesellschaftlich anerkannt ist, kann Veränderung passieren. Und hier setzen wir an.

Die Kategorie Frauen bzw. Fintas* passt zu unserem Projekt, da heutzutage in der Mehrheit immer noch Fintas die meiste Care-Arbeit übernehmen. Dabei zeigt sich strukturelle Ungleichheit im Kontext von Mutterschaft zum Beispiel in Phänomenen, wie der Motherhood Lifetime Penalty, der Benachteiligung von Müttern in Bezug auf ihr Lebenserwerbseinkommen im Vergleich zu Männern und dem Mother Pay Gap, dem Lohnunterschied zwischen erwerbstätigen Müttern und kinderlosen Frauen. Da Frauen meistens mehr unbezahlten Care-Arbeit leisten (“Gender Care Gap”) stehen sie auch einem höheren Risiko in Teilzeit zu arbeiten und so auch einem erhöhten Altersarmutsrisiko gegenüber. Entscheidend dabei ist, diese Ungleichheiten als strukturell und nicht als individuelles Versagen zu betrachten. Denn diese “Entscheidungen” treffen Menschen immer auch auf Basis politischer Rahmenbedingungen, die aktuell ein traditionelles Familien-, Mutter- und Geschlechterbild verstärken. Wichtig ist uns zudem, strukturelle Ungleichheit immer im Rahmen von Intersektionalität zu betrachten (d.h. die Überkreuzung verschiedener Diskriminierungsebenen).

Strukturelle Ungleichheit gegenüber Müttern sowie der Wert von Care Arbeit ist – auch unabhängig von Krisenzeiten – ein großes Thema, das viele gesellschaftliche Ungleichheiten aufwirft. Diese haben sich während der Pandemie um ein Vielfaches verstärkt. Durch die eigene Betroffenheit entstand die Idee für unsere Kampagne „Faces of Moms“. Wir möchten Müttern eine Plattform geben zu diskutieren und zu zeigen welchen Herausforderungen sie täglich gegenüberstehen. Nicht nur während der Krise, sondern darüber hinaus. Wir versuchen für den Wert von Care-Arbeit zu sensibilisieren und möchten anhand unseres Interviewkonzeptes strukturelle Ungleichheit gegenüber Müttern sichtbar machen. Wir zeigen auf individueller Ebene, welchen Herausforderungen Mütter heutzutage und speziell auch in der Pandemie gegenüberstehen, um so auch ein stärkeres gesellschaftliches und politisches Bewusstsein für die Lage von Müttern und Familien zu schaffen.

Menu