Sabrina Hitschler

Kategorie: Zukunft

Trauernde, Trauer und ihre Begleitung sind in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabuthemen. Getreu dem Motto „Heul leise“ werden Gefühle und schmerzhafte Erfahrungen aus dem Alltag verbannt. Fröhlichkeit und Performance scheinen gefragt. Der Rest ist Privatsache.

Doch stimmt da? Ich sage Nein.

Der Tod und die Trauer gehören zum Leben dazu. Der Umgang mit dem Tod, der Trauer und auch den trauernden Personen wird nicht thematisiert oder auch erklärt. Die Menschen müssen alleine trauern, hinter einer Maske versteckt. Trauerbegleitung „gönnt“ sich nur der, der einen schweren Schicksalsschlag erfahren hat? Vergleichen wir also Trauerfälle? In der Tat ist das der Alltag.

Ich bin mit Bestattungshäusern im Austausch und habe von den pandemiebedingten Einschränkungen auf Beerdigungen erfahren. In Limburg durften zeitweise 5 Personen auf eine Beerdigung. Unsäglich wie diese Trauerfeiern abliefen.

Menschen hatten keine Möglichkeit ihre Anteilnahme auszudrücken, die An- und Zugehörigen konnten nicht aufgefangen werden, mussten im Lockdown zu Hause bleiben, waren vielleicht alleinstehend und sind komplett in dieser emotional dunklen Zeit alleine gelassen worden.

Dabei ist das Verabschiedungsritual, Beerdigung, immens wichtig für die psychische Gesundheit. Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit Ritualen zum Loslassen.

In meiner Arbeit begegnet mir in der Beratung immer wieder (und nicht selten) unverarbeitete Trauer. Es legen sich andere Symptome darüber oder es entwickeln sich Ängste, eine Erschöpfung oder gar Depression, die zurück zu führen sind auf einen unverarbeiteten Trauerprozess.

Dafür wollte ich eine Lösung bieten. Ich habe 18 Jahre in der Medien-Kommunikationsbranche gearbeitet und kenne mich mit dem Aufbau digitaler Produkte aus. Das Trauerbegleitungsprogramm ist die Verbindung meiner 2 Arbeitswelten.

Auslöser war definitiv die Kontaktbeschränkung auf Beerdigungen und das Loslassen-Ritual. Ich bin dem Impuls gefolgt, um Menschen ein Licht in einer sehr schwierigen Zeit zu sein – ja da drauf kam noch die Pandemie.

Es hat sich gezeigt, dass erst Trauerangebote eingestellt wurden und erst nach über einem Jahr Pandemie ins digitale gewechselt sind.
Ich habe nicht gecancelt, sondern bin digital gegangen.

Mein Angebot wurde angenommen, ja. Viele? Das ist wohl relativ. Mein Konzept muss für die trauernde Person passen und das tat es für einige. Es hat gerade Unternehmer:innen und Familien, die unter der Pandemie noch anderen Druck erfahren haben, sehr geholfen. Sie waren sehr dankbar, dass sie sich die Zeit frei einteilen konnten und sich helfen konnten, wenn die Trauerwelle kommt… auch nachts um 3 Uhr. Sie konnten ihren Alltag gut meistern und ihre Mitarbeitenden weiter stark durch die Krise der Pandemie führen. Sie sind psychisch nicht ans Limit gekommen oder untergegangen.

Die Menschen sind emotional gut durch die Trauer mit erschwerten Pandemiebedingungen gekommen. Ich möchte Spätfolgen von unverarbeiteter Trauer vermeiden. Das hat vielen Teilnehmenden die Angst genommen, dass mit der aktuellen pandemischen Lage plus Trauer doch psychisch abrutschen könnten.

Menu